Phiona – (k)ein Einzelschicksal

In der Zeit, in der wir hier in Otacpab sind, haben wir Hilfe beim Waschen. Das ist in der Regel ein junges Mädchen, das sich riesig freut, etwas zu verdienen.

Dieses Mal ist es Phiona, ein fröhliches 17 Jahre altes Mädchen. Wir freuen uns sehr, denn solch ein positives Menschenskind hatten wir selten.

Du müsstest Sie im Gottesdienst erleben, wenn sie die Anbetung leitet. Was für eine Stimme. Sie wäre bestimmt eine sehr gute Jazzsängerin, mit einem faszinierenden Stimmumfang. Oder zu erleben wie liebevoll sie sich um Kinder kümmert …

Neulich fragten wir David in unseren Gesprächen, ob Phiona zur Schule gegangen sei. Er erzählte uns, dass sie mit P6 aufgehört habe. (P7 ist so ähnlich wie Hauptschulabschluss) Ihr Vater, ein Soldat, hat sie mit nach Gulu genommen, wo sie ein Jahr lang Schneiderin gelernt hat. Nun ist sie wieder in Otacpab.

Vollkommen unaufgeregt, aber dennoch berührt, fährt unser Freund fort.

Die Mutter ist Alkoholikerin und hat die Familie verlassen. Deshalb musste Phiona zurückkehren, um für ihre vier kleineren Geschwister zu sorgen. Damit nicht genug, ihr Lieben, ihr Vater gerät in eine Auseinandersetzung und erschießt einen Mann. Nun sitzt er im Militärgefängnis und Phiona hat keinerlei Zuwendungen. Die vier Geschwister können natürlich nicht mehr zur Schule gehen.

Phiona wäscht bei uns, arbeitet auf dem Feld und näht ein wenig, um sich und die Geschwister durchzubringen.

Mit den speziellen individuellen Ereignissen sicherlich ein Einzelfall. Aber ein Mädchen in dem Alter, dass allein ihre Geschwister versorgen muss, ist hier ebenso sicher kein Einzelfall.

Was macht das mit uns?

Es macht uns tief traurig und zerreißt uns nahezu das Herz. Immer wieder neu, wenn wir von solchen Lebensumständen erfahren. Immer wieder neu ist der spontane Impuls da, sich von der Not leiten zu lassen. Zeitgeich ist da das Wissen, dass uns das wirklich zerreissen würde. “Helfen und gleichzeitig damit zu leben, dass ich niemanden retten kann” das ist keine einfache Aufgabe.

Es gelingt, wenn wir nicht auf uns und unsere Möglichkeiten schauen und uns von Gott in unserem Tun leiten lassen. Da helfen, wo er Wege aufzeigt. In dem Vertrauen, Dass ER einen guten Plan hat.

In Bezug auf Phiona ist da neben der Traurigkeit ein Stück Freude, weil Phiona Teil von Ot Pa Wora ist und die Gemeinde versucht ihr zur Seite zu stehen. Das sieht anders aus, als wir Deutschen uns das vorstellen, weil viele von ihnen in einer ähnlichen Notlage sind. Dennoch geht es Phiona damit besser als anderen in einer vergleichbaren Lage.

Wie wunderbar, dass Gott mit David und den anderen weiter an dieser Oase Ot Pa Wora arbeitet.

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