Geschichten erzählen …

… dass gehört hier zum Alltag. Um dir ein wenig verständlicher zu machen, was ich damit meine, zwei Beispiele.

Hier laufen Diebe herum, die gestohlene Sachen “an der Hütte” zum Kauf anbieten. Der Kauf ist dann oft verlockend günstig. Allerdings kannst du dafür erhebliche Probleme bekommen. Sollte nämlich ein Nachbar entdecken, dass Du so etwas gekauft hast, gibt es Ärger. Es kann passieren, dass die gesamte Nachbarschaft kommt, dich bindet und schwer verprügelt.

Neulich sind wir an einer Menschentraube vorbei gefahren und haben uns gefragt, was dort passiert, dann konnten wir am Boden eine Person liegen sehen, die gefesselt war und die aufs heftigste verprügelt und getreten wurde. David erklärte uns dann, das es ein Dieb gewesen sein muss. Die Variante, dass die Polizei beteiligt wird ist natürlich auch möglich, aber eher unwahrscheinlich.

Die Frau eines unserer Gartenarbeiter hat Davids Hinweise in den in den Wind geschlagen und einige Schnäppchenkäufe gemacht. Darunter war ein Solarpanel zum Laden von Telefonen. Das hatte jemand vom Haus seines Bruders gestohlen, weil dieser für einige Wochen weg war. Die Mutter der beiden entdeckte das Panel und informierte den LC1, so etwas wie der Bürgermeister.

Als dann der Gartenarbeiter darauf angesprochen wurde, erzählte er. Er habe die Dinge nicht gekauft. Es sei jemand gekommen, der dringend Geld gebraucht habe und dieser habe das Panel und die anderen Dinge als Pfand gelassen, weil man ihm geholfen habe. Er würde zurückkommen, das Geld bringen und die Dinge wieder mitnehmen.

Der Mitarbeiter musste dann die Dinge zurückgeben und damit war glücklicherweise die Sache erledigt. David hat dann noch einmal alle Mitarbeiter gebeten, von solchen Käufen Abstand zu nehmen.

Warum erzählt der Mitarbeiter etwas, was offensichtlich eine Geschichte ist? Damit niemand denkt, er habe etwas falsches getan. Etwas zuzugeben geht hier, wegen der Scham, GAR NICHT. Dann wird eben eine Geschichte erzählt.

Eine andere ähnlich gelagerte Sache erlebten wir mit den beiden Anleiterinnen, die David entlassen hat. Beide waren nicht bereit nach der Methode “Lernen durch Verstehen” zu arbeiten und praktizierten gegen Davids Wunsch und Pauls Anleitung weiter das “Lernen durch beständige Wiederholung”. Die eine hat sich mit einem verheirateten Mann aus der Gemeinde eingelassen und wurde schwanger. Die andere hat mehrfach ihre Kinder nachts allein gelassen um sich mit einem(?) Mann zu treffen. In der einen Nacht haben die Kinder so heftig geschrieen, das David sie zu sich holen musste. Beide waren also nicht tragbar und wurden am Jahresende lautlos entlassen.

Nun gehen sie aktiv, also nicht nur wenn sie gefragt werden, durch die Nachbarschaft und erzählen, wie schlecht sie hier behandelt worden seien und wie man hier mit den Kindern umgehe. Sie hätten keine andere Möglichkeit gesehen, als diesen Arbeitsplatz zu verlassen.

Warum tun sie dass? Damit niemand auch nur im Ansatz auf den Gedanken kommt, es hätte an Ihnen gelegen, dass sie den Arbeitsplatz verlassen musste. Natürlich hat David niemandem die wahren Gründe gesagt. Aber von dem Ehebruch weiß die gesamte Nachbarschaft.

Gleichzeitig kommen sie zu David und bitten ihn, sie wieder einzustellen, sie würden nun auch die Art des Unterrichtes umstellen.

Ich könnte diesen Beitrag zum Geschichten erzählen endlos fortsetzen. Einmal erzählte mir ein Mann eine Geschichte, um ein Fehlverhalten zu verschleiern. Als ich sie hörte musste ich innerlich schmunzeln und hörte dem Mann eine Viertelstunde lang verständnisvoll zu, weil sie so herrlich erzählt und ausgeschmückt wurde. Als ich dann Petra davon erzählte, sagte sie: “Aber das ist doch nur eine Geschichte, warum hast Du ihn nicht gestellt!” Und ich sagte: “Aber ist sie nicht wunderschön erzählt?”

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